Grundlagenmusik

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ARGO: Essel, Hoffmann, Stett
Wunderlich, Rom
Audience

Connections
Experimentelle Musik
Stephan Wunderlich
Michael Barthel
René Bastian
Hans-Leo Rohleder
Rolf Langebartels
SKOP Frankfurt

Verein für experimentelle Musik Darmstadt

ARGO: Flüchtige Musik

Das Experiment der flüchtigen Musik
Arheilger Post, September 1991

Das Improvisationsensemble ARGO in der Arheilger Kunstfabrik
Die Kulturfabrik Arheilgen, seit einigen Monaten unter neuer Leitung, eröffnete am Freitag eine Reihe von Konzerten unter dem Titel "Improvisation" mit dem Darmstädet Trio "Argo". Trotz des reichen Programmangebots fand sich eine kleine Gemeinde unerschrockener Zuhörer ein. Die Räumlichkeiten, eine alte hölzerne Fabrikhalle, ließen schon vor Beginn ahnen, daß hier keine hochglanzpolierte Kunst zu erwarten sein würde.

Die ersten Klinge waren dann auch durchaus dazu geeignet, unvorbereitete Ohren zu verschrecken. Argo kultiviert ein äußerst sprödes Klangmaterial. Die klassischen Instrumente werden in einer Weise gespielt, die jeden professionellen Musiker zum Weinen bringen muß. Wenn man sich aber an die Klangwelt gewöhnt hat und alle Hoffnung auf bekannte Musik fahrengelassen hat, bemerkt man, worum es hier geht. Dichtes Zusammenspiel bei bizarren Klanggebilden, angesammelte Spannung, die sich entlädt, Klangteppiche verschiedenster Art, Auseinanderstreben und wieder Zusammenfinden. Improvisation als Inhalt, nicht als Methode.

"Argo" spielt weder Spontankompositionen, noch Gefühlsausbrüche. Die Klänge, die die Musiker auf ihren Instrumenten erzeugen, entziehen sich jeder Komposition. Es fehlt die Reproduzierbarkeit selbst der einzelnen Elemente. Andererseits wird ein Formwille spürbar, der das Abgleiten in Gefühlsmusik verhindert. Die Form darf natürlich nicht im Sinne von Komposition verstanden werden. Sie prägt sich in spontanen, kurzen Gebilden aus, oft aber auch in langen fließenden Phasen.

Wie schwierig es ist, auf solche Weise Musik zu spielen, wurde erkennbar, wenn die Gruppe an manchen Stellen an Energie und Konzentration verlor. Die Beschäftigung mit allerlei Gerätschaft zur Klangerzeugung mag Spaß machen und bietet auch unerwartete KIangerlebnisse, aber die Artikulation, auf die die Gruppe offensichtlich großen Wert legt, leidet dabei.

Die anschließende Diskussion zeigte, daß der Hörer einen wichtigen Beitrag zur Musik selber leisten muß, und wie verschiedenartig das ist, was jeder einzelne hört. Auf das nächste Konzert mit der Gruppe "WIE" aus Wiesbaden am 18.10., 20 Uhr, nach den Unterlagen zu urteilen eine Gruppe mit ähnlichen Ideen wie "Argo", aber mit Jazzbesetzung, darf man gespannt sein.


Arheilger Post, September 1991