Grundlagenmusik

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Experimentelle Musik
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Hans-Leo Rohleder
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SKOP Frankfurt

Hans-Leo Rohleder

Tradition und Prozess

Hans Leo Rohleder über ARRIVED (2000)

Die Q.M.D.K. gehört in die Tradition der Farblichtmusik. Es werden eigene Texte benutzt (Stephan Mallarmé´s »Un coup de dés jemais n´abolira le hasard« inspirierte mich dazu), die auf Tonband gesprochen und per Zufallsoperation in einen Video-Regelkreis eingespeist werden. Das Ergebnis kann man deshalb getrost als Synästhesie bezeichnen, auch wenn sie nur indirekt wahrgenommen werden kann.

Farblichtmusik: Farbenmusik, auch Farb-Ton-Kunst, ein ästhetisches Zukunftsprogramm aus der Zeit des Hoch- und Spätbarock, verwirklicht besonders in der »romantischen Programmmusik«, als versucht wurde, Gemälde zu »vertonen« (Franz Liszt, Modest Mussorgski, Max Reger u. a.). Bestrebungen, Musik in Farben und Linien zu übertragen, finden sich auch im Trickfilm (Viking Eggeling, Oskar Fischinger, Laszlo Moholy-Nagy, Walther Ruttmann u. a.). Auch Versuche, den alten Plan eines »Farbenklaviers« (zuerst von L. B. Castel um 1723) zu verwirklichen, sind zahlreich. So unterstützt Alexander Skrjabins Farbenklavier in seiner symphonischen. Dichtung »Prometheus« (1913) das Klangbild durch Lichtwirkungen. Die Zusammenhänge mit dem neuro-psychologischen Phänomen des »Farbenhörens« und »Tönesehens« (Synästhesie) gehören in jenes Spektrum, das schon Wassily Kandinsky (Über das Geistige in der Kunst) in seinem Schaffen beeinflußt hat.

Programm-Musik: Sammelbegriff für lnstrumentalmusik, die nicht autonom musikalischen Gesetzen, sondern außermusikalischen Vorstellungen folgt. Häufig weist der Komponist selbst durch Inhaltsangaben oder Überschriften auf das zugrundeliegende Programm hin. Schon aus der Barockzeit gibt es das berühmte Beispiel der Violinkonzerte von Antonio Vivaldi »Die vier Jahreszeiten« (Le quattro stagioni). Obwohl Ludwig van Beethoven seine 6. Sinfonie (Pastorale) nicht als PM aufgefaßt wissen wollte, hat sie doch die Entwicklung der PM im 19. Jahrhundert beeinflußt, die mit der »Symphonie fantastique« von Hector Berlioz begann und zur Sinfonischen Dichtung führte.

Sinfonische Dichtung: Bezeichnung für ein in der Form freies, orchestrales Werk im Bereich der Programm-Musik, das begriffliche Inhalte in musikalischen Ausdruck verwandelt. Die SD hat sich aus der Konzert-Ouvertüre und der mehrsätzigen Programm-Sinfonie entwickelt (Sinfonie). Als eigentlicher Schöpfer der SD gilt Franz Liszt, der auch den Begriff prägte; zu seinen bekanntesten Werken dieser Gattung zählen u. a. »Les Preludes« und »Mazeppa«. Zum bedeutendsten Vertreter der SD nach Liszt wurde Richard Strauss, der allerdings das Wort »Tondichtung« verwendete (u a. Don Juan, Tod und Verklärung, Till Fulenspiegels lustige Streiche, Don Quichotte). Als weitere Komponisten sind zu nennen: Friedrich Smetana (Mein Vaterland, darin Die Moldau), Jean Sibelius (Finlandia), Claude Debussy (La mer), 0ttorino Respighi (Pini di R oma) u. a..

dada-art-orchestra ist die Anordnung von 6 Tonbandmaschinen, denen jeweils ein(e) Spieler(in) zugeordnet wird. Die Auswahl der Tonbänder und der Spieler(innen) unterliegt einem Zufallsprozess. Das Ergebnis, eine Collage, wird in die Q.M.D. Komposition. dada ergibt sich ebenfalls zufällig aus »das darmstädter..« und hat rein gar nichts mit der berühmten Kunstrichtung des Dadaismus zu tun; man könnte es allenfalls als eine Würdigung verstehen.

Bei einem solchen Konzept kann von einer »Dramaturgie der Pannen« gesprochen werden:
»Eine Panne kann zur Teleologisierung der Welt führen, eine Panne kann sie verhindern und die Welt zu einem Gemisch von Zufällen entwerten. Rohleders Dramaturgie der Panne beruht auf seiner Deutung des »Zufalls« als des wissenschaftlichen Bruders der Freiheit! Eine Welt der Technisierung und der Anonymität musste zu dieser Umdeuting führen: Der Zufall in seiner Trivialität und folgenlosen Unberechenbarkeit als einzig mögliche Form der Freiheit; die einzig mögliche Freiheit als eine Freiheit zur Panne« (Gustav Ginzel)

Verantwortlich: Hans-Leo Rohleder ArtFoundation