Verein für experimentelle Musik Darmstadt
Kurzzeitiges Lallen
Avantgardemusik in der KunstfabrikKarl Eberhard im Darmstädter Echo, 15. Dezember 1992
Tonbänder, Rückkopplungsmaschinen und eine Menge Phantasie spielen die wichtigsten Rollen im ZeitfaIten"-Projekt der beiden Avantgardekünstler Hans Essel (Darmstadt) und Ulrich Phillipp (Wiesbaden). Am Freitagabend machten sie das Publikum in der Arheilger Kunstfabrik mit ihren ebenso ungewöhnlichen wie nachvollziehbaren Ideen bekannt. Zeitfalten. Hinter dieser Kurzformel verbirgt sich die Tatsache, daß jeder Ton eine völlig neue Erfahrung ist. Dabei soll die klangliche Veränderung eine wesentliche Komponente bilden. Essel demonstrierte dies mit zwei Tonbändern, auf denen das Brummen der menschlichen Stimme, das kurzzeitige LalIen einzelner Silben und schließlich eine wahllose Tonleiter auf der Geige zu hören sind.
Im zweiten Set arbeiteten beide Künstler schließlich an je einem Steuergerät und bedienten sich gegenseitig mit Tonansammlungen und Fragmenten. Eigens dafür hatte Ulrich Phillipp zwei Piezo-Kristalle (der erste starr auf einer Metallplatte, der andere frei beweglich) als Ausgangsbasis für seine Rückkopplungsmethodik präpariert. Die Reaktion des Publikums wirkte gespalten. Denn obwohl alle Spielphasen relativ gut nachvollziehbar dargestellt wurden, blieben die meisten Zuschauer stumm.
Darmstädter Echo, 15. Dezember 1992